Mit dem Vernetzungsprojekt Dagmersellen soll in der Landwirtschaftszone der Lebensraum für bedrohte Pflanzen und Tiere weiter erhalten und aufgewertet werden. Von einer vielfältigen und lebendigen Landschaft profitieren auch wir Menschen. Damit soll dem Grundsatz nachgelebt werden «Dagmersellen eine starke Gemeinde – zum Wohnen, Arbeiten sowie zum Leben und Erholen».
Naturnahe Lebensräume fördern und räumlich vernetzen
Das Vernetzungsprojekt Dagmersellen ist ein regionales Instrument zur Aufwertung der Landschaft als Lebensraum für wild lebende Tier- und Pflanzenarten im gesamten Gemeindegebiet der Ortsteile Dagmersellen, Uffikon und Buchs.
Ein Vernetzungsprojekt basiert in erster Linie auf den ökologischen Ausgleichsflächen innerhalb der landwirtschaftlichen Nutzflächen (LN) und zielt darauf ab, bestehende und bei Bedarf neu zu schaffende Elemente des Ökoausgleichs möglichst eng miteinander zu verknüpfen, sodass zusammenhängende Korridore und Gebiete mit naturnahen Flächen entstehen.
Nicht nur die Natur profitiert vom Vernetzungskonzept. Auch die erholungssuchende Bevölkerung kann sich an einer abwechslungsreichen und vielfältigen Landschaft erfreuen.
Idee
Für Pflanzen und Tiere ist die Landschaft ein räumliches System mit vielschichtigen Beziehungen. Dieses System ist besonders wertvoll, wenn ausreichend grosse, geeignete Flächen und eine kleinräumige Vielfalt von ineinander verzahnten Lebensräumen mit entsprechender ökologischer Qualität vorhanden sind. Die bestehende Direktzahlungsverordnung (DZV) des Bundes fördert die Qualität von ökologischen Ausgleichsflächen und deren Vernetzung.
Abgestützt auf diese Verordnung bildet das vorliegende Vernetzungsprojekt Dagmersellen nun die planerische Voraussetzung einer solchen Vernetzung zur Aufwertung der Landschaft. Alle teilnehmenden Landwirte im Projektperimeter können so von den Zusatzzahlungen des Bundes profitieren.
Gebiet
Das Projekt umfasst die Gemeinde Dagmersellen mit den drei Ortsteilen Dagmersellen, Uffikon und Buchs. Das Gemeindegebiet wird in 5 Landschafträume (LR) eingeteilt, welche in sich eine relativ homogene, klar abgrenzbare naturräumliche Einheit bilden. Damit soll den topografischen Unterschieden Rechnung getragen werden. Es handelt sich um folgende Räume:
Grösse
Gesamtfläche: 2387 ha
Landw. Nutzfläche: 1327 ha
Höhe
Höchster Punkt: 769 m ü. M.
Tiefster Punkt: ca. 470 m. ü. M.
Die Landschaft ist vom Wirken der Gletscher geprägt. Die Hügel weisen runde Formen auf, und verschiedene Moränen-Wälle zeugen von der Vergletscherung. Das Hürntal hat über weite Strecken anmoorige Böden, oft über Seekreide, und hat mit dem Uffiker Moos ein Relikt eines typischen Gletschersees. Im Wiggertal herrschen Böden mit Schwemmlandcharakter (Schotter) vor. Der Untergrund besteht aus Molasse, verschiedene Arten von Sandsteinen herrschen vor.
Mit dem Vernetzungsprojekt werden verschiedene Projektziele verfolgt.
Säume und Wildkrautfluren
Unter dem Begriff «Säume und Wildkrautfluren» werden unterschiedliche Kleinbiotope wie extensiv genutzte Strassen- und Wegböschungen, Staudensäume entlang von Hecken und Waldrändern sowie Ruderalflächen zusammengefasst. Sie bilden Kontaktzonen zwischen gehölz- und offenlandbewohnenden Arten.
Diese Lebensräume werden von Pflanzen- und Tierarten besiedelt, welche längere, störungsfreie Zeitabschnitte benötigen. Auf diesen Standorten, die im Projektgebiet eindeutig zu den Mangelbiotopen gehören, finden sie Deckung, Entwicklungs- und Überwinterungsplätze.
Zauneidechse (Lacerta agilis)
Die Zauneidechse bevorzugt einen reich strukturierten, sonnenexponierten Lebensraum mit Versteckmöglichkeiten wie Steinansammlungen, Holz- oder Reisighaufen.
Bläuling (Polyommatus sp.)
Potenzieller Lebensraum der Bläulinge sind artenreiche Wiesen, Krautsäume, Ruderalstellen und Strassenböschungen.
Hecke
Kleingehölze wie Hecken, Feld- und Ufergehölze sind ein wichtiger Lebensraum für Vögel und Kleintiere. Sie spielen besonders auch für das Wild als Leitstrukturen eine wichtige Rolle. Die Hecken im Projektgebiet sollen durch selektive Pflege aufgewertet und mit Krautsäumen ergänzt werden.
Die Qualität der Kleingehölze wird beeinflusst durch eine Vielfalt einheimischer Strauch- und Baumarten. Bei Hecken sind insbesondere Dornsträucher wertbestimmend, die Vögeln sichere Brutplätze bieten und Heckensäume, die das Nahrungsangebot erhöhen.
Der Neuntöter benötigt dornenreiche Hecken mit strukturreicher Umgebung. Dornensträucher wie der Schwarzdorn bieten vielen Tieren sichere Verstecke und ein hohes Nahrungsangebot.
Brachestandorte und Ackerschonstreifen
Brachen, Säume auf Ackerflächen und Ackerschonstreifen sind hochwertige ökologische Ausgleichsflächen und beherbergen zahlreiche einheimische Wildblumen und Tierarten. Die Elemente des ökologischen Ausgleichs innerhalb von Ackerflächen werden mit anerkannten Mischungen von Ackerwildkräutern angesät und gemäss den Bedingungen der Direktzahlungsverordnung gepflegt.
Ziel ist die Förderung von ökologischen Ausgleichsflächen innerhalb der Ackerfläche, insbesondere im Landschaftsraum 3 (Wiggertal / Hürntal).
Nisthilfen
Oft erweisen sich Tiere als anpassungsfähige Organismen. So nehmen beispielsweise Turmfalken, Schleiereulen, Gartenrotschwänze mangels natürlichen Hausungen gerne Nisthilfen an Gebäuden resp. in Obstgärten als Wohnräume an.
Ziel ist es, in Obstgärten und an landwirtschaftlichen Gebäuden geeignete Nisthilfen für die genannten Tierarten anzubringen. Die Betriebe, die im Vernetzungsprojekt mitmachen, ergreifen selbst die Initiative und lassen sich bei Bedarf von der Projektträgerschaft beraten oder die Projektträgerschaft gelangt an die Betriebe, welche die geeigneten Standorte für Nisthilfen zur Verfügung stellen.
Extensivwiesen und -weiden
Extensiv bewirtschaftete Wiesen und Weiden zeichnen sich durch ihren überaus artenreichen Pflanzenbestand aus. Durch diese vielfältige Flora wird ebenfalls einer Vielzahl von Tieren ein Lebensraum geboten. Die ökologische Qualität dieser Wiesen und Weiden wird neben der extensiven oder wenig intensiven Nutzung stark beeinflusst durch die Exposition bzw. den Standort.
Die meisten qualitativ wertvollen Extensivwiesen konzentrieren sich in den Gebieten um das Uffiker-Buchser Moos und am Bonsprig. Ein Ziel lautet, die Qualität auch in den übrigen Gebieten zu verbessern. Zur Förderung einer grossräumlichen Vernetzung sollen vor allem entlang der möglichen Vernetzungsachsen zusätzliche Extensivwiesen angelegt werden. Ein besonderes Augenmerk verdienen dabei die Achsen über den Santenberg Richtung Wauwilermoos.
Hochstammbäume und Einzelbäume
Hochstammobstgärten gestalten unsere Landschaft. Ob in Blüte oder im Schnee, sie sind immer eine Augenweide. Naturnahe Hochstammobstgärten sind wertvolle Lebensräume für Tiere sowie Pflanzen und sind ein Teil der traditionellen Kulturlandschaft. Heute haben sie jedoch für viele Landwirte infolge der geringen Konkurrenzfähigkeit fast nur noch als ökologischen Ausgleich eine Bedeutung.
Standortgerechte Einzelbäume wie Eichen, Linden, Ulmen oder Weiden prägen unser Landschaftsbild und sind wichtige Trittsteine in unserem Projektgebiet.
Obstbäume stellen wohl den auffälligsten naturnahen Lebensraum dar. Sie sind für das Gebiet überaus typisch und förderungswürdig. Verschiedene gefährdete Arten wie insektenfressende Vögel, die auf diesen Lebensraum zur Fortpflanzung und Jagd angewiesen sind, können so profitieren.
Der heute eher seltene Gartenrotschwanz gilt als Indikator für naturnahe Obstgärten mit ausreichendem Insektenangebot.
Alte Bäume bieten Nisthöhlen für Vögel und Fledermäuse. Unter der Borke und in morschen Stellen leben viele Insekten.
Naturnahe Waldränder
Unter naturnahen Waldrändern sind stufige und gebuchtete Waldränder zu verstehen, die von einer artenreichen Baum-, Strauch- und Krautschicht geprägt werden und somit eine grosse Artenvielfalt aufweisen.
Im Projektgebiet liegen zahlreiche, gut besonnte Waldränder mit naturnaher Bestockung, die ein hohes Aufwertungspotential besitzen. Diese Waldränder sind als naturnahe Vernetzungslinien äußerst wertvolle Lebensräume für zahlreiche Insekten, Vögel sowie Kleinsäuger. Sie stellen insbesondere Nahrungs-, Nist-, Rückzugs- und Überwinterungsplätze dar.
Als Art, die bevorzugt in gebüschreichen Waldrändern brütet, kann die Gartengrasmücke mit Waldrandaufwertungen gezielt gefördert werden.
Waldgrillen sind typische Bewohner gut besonnter, naturnaher Waldränder und schon heute im Projektgebiet an vielen Stellen vorhanden.
2. Projektphase 2015 – 2022
1. Projektphase 2008 – 2015
Amtsstellen
Naturschutzorganisation
Gesetzliche Grundlagen
Arbeitsgruppe Vernetzungsprojekt
Die Gemeinde Dagmersellen ist die offizielle Projektträgerschaft.
Im Auftrag der Gemeinde hat sich eine Arbeitsgruppe Vernetzungsprojekt gebildet. Die Gemeinde ist für die Abrechnung verantwortlich und mit einem Mitglied des Gemeinderates in der Arbeitsgruppe vertreten. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe sind Folgende: